Novell: Events im Rahmen der Messekommunikation

Arnd Schäfer



1. Einleitung

2. Der Weg zum Konzept

    2.1 Ausgangssituation

    2.2 Zielvorgaben des Auftraggebers 

    2.3 Zielgruppe 

3. Idee und Konzeption 

    3.1 Spezifische Problemstellung 

    3.2 Problemlösung 

4. Die Umsetzung 

    4.1 Unsichtbare Environments 

    4.2 Bauliche Gestaltung 

    4.3 Die Reise durch die Erlebniswelt 

    4.4 Begleitende Maßnahmen 

5. Ergebnisse 


1. Einleitung

Das Eventmarketing, über das wir heute sprechen, hat ein anderes Gesicht als die Veranstaltungen von früher im Below the Line-Bereich: Märkte und Marketing haben sich radikal verändert. Events haben nicht nur das Marketing erobert, Events haben sogar die akademischen Grenzen des Marketing durchbrochen und sind auf breiter Ebene in den Sprachschatz der Gesellschaft aufgenommen worden.

Die klassische Werbung oder Marketingkommunikation ist in einer Sackgasse gelandet. Die Zeit der eigenständigen Werbebotschaften ist vorbei - die klassischen Werbebotschaften, ihre Medien und Inhalte sind nicht mehr unterscheidbar. Das unmittelbare Erlebnis ist das stärkste Medium, um Menschen Botschaften glaubwürdig und überzeugend zu vermitteln.

Dieser Maxime folgend erarbeitet Living Doll Factory seit 1984 Events jeder Größenordnung und Art, für unterschiedlichste Zielgruppen und Anlässe.

Auch wir haben also mit dazu beigetragen das Schlagwort "Event" zum Begriff zu formen und zum Bestandteil eines neuen Marketing, des Eventmarketing, zu machen.

Heute sind wir wieder dabei, den Schritt in die nächste Marketingdimension mitzuprägen: vom reinen Event- oder Erlebnismarketing zur integrierten Kommunikation.

Jeder Praktiker kann natürlich aus dem Stegreif etwas über Events und Eventmarketing sagen. Aber jeder von uns hat auch so etwas wie sein liebstes Kind, sein Lieblingsevent, einen Event, der wegweisend war und der eine ganz bestimmte Entwicklung spiegelt. Meinen Event möchte ich Ihnen vorstellen: den Auftritt des Netzwerkanbieters Novell auf der Computermesse Cebit 1994 in Hannover.


2. Der Weg zum Konzept

2.1. Ausgangssituation

Novell ist Weltmarktführer im Bereich Netzwerksoftware. "Network Computing" ist ein zentraler Begriff moderner Informationsverarbeitung: Vernetzung in allen Bereichen. In Unternehmen, Arbeitsgruppen, Abteilungen, unternehmensweit oder zwischen mehreren Unternehmensniederlassungen, bilden Netzwerke die Grundlage für die gesamte Informationsstruktur eines Unternehmens und erlauben die kosteneffiziente gemeinsame Nutzung von Daten und teuren Peripheriegeräten.

Mitte der achtziger Jahre gegründet, gilt Novell als typisch amerikanische Softwareschmiede, Teil der Silicon Valley-Legende, ein junges, schnelles und hochinnovatives Unternehmen. Als Global Player steht Novell aber auch für Qualität und Dynamik in der Produktentwicklung.

Zum Produkt:
Neben den bereits erfolgreich am Markt eingeführten Applikationen wie Novell Netware 3.11 war das Thema der Cebit '94 insbesondere die Vorstellung der neuen Softwarepakete Novell Unix Ware und Novell DOS 7.

Zum Forum:
Die Cebit Hannover ist die weltweit führende Computerfachmesse für Fachpublikum und Home-User: eine Plattform für zahlreiche, direkte und hochwertige Kontakte - für einen führenden Anbieter ein Muß zur Imagebildung und Eigenpräsentation.


2.2. Zielvorgaben des Auftraggebers

Novell präsentiert sich als weltweit tätiges und investierendes Unternehmen und als kompetenter Anbieter von Netzwerksoftware.

Der Messeauftritt sollte als Umfeld hochwertiger Kontakte die Marktführerposition festigen und weiter ausbauen. Die Präsentation mußte mediagen sein, eine hohe Medienwirkung haben und Medienpräsenz schaffen. Novell möchte sich als Marktführer und innovatives Unternehmen auf einer Weltmesse wie der Cebit auf außergewöhnliche Weise präsentieren und von wichtigen Konkurrenten abheben. Die Novell-Produkte und damit auch Novell als Unternehmen sollte den Messebesuchern erfahrbar und erlebbar gemacht werden.


2.3. Zielgruppe

Zur Zielgruppe gehören primär Unternehmen, die PC's verwenden und damit vernetzbar sind, aber auch PC-Home-User und "PC-Freaks". Vor allem der junge PC-Nachwuchs sollte als Anwender von morgen und potentieller Kunde eines jungen und dynamischen Unternehmens angesprochen werden.


3. Idee und Konzeption

3.1. Spezifische Problemstellung

Die Messebeteiligung war von vorneherein vom Kunden als integrierte Maßnahme im Rahmen der Kommunikationspolitik verstanden und geplant. Es ging nicht mehr in erster Linie um die Präsentation von Waren und Dienstleistungen auf eher austauschbaren (System-) Ständen, sondern um das authentische Erleben von Unternehmensidentität, um das Ansprechen von Emotionen und um den Eintritt in den Dialog mit den Zielgruppen.

"Netzwerksoftware ist ein Produkt, bei dem man nicht mit bunten Bildschirmmasken beeindrucken kann", so Michael Jordan, Leiter Marketing Communications bei Novell. Durch einen aufsehenerregenden Event sollten deshalb die Novell-Produkte und damit auch Novell als Unternehmen den Messebesuchern erfahrbar und erlebbar gemacht werden. Angesichts der Ziele und der neuen Produkte will Novell sich vor allem als innovatives Unternehmen präsentieren, das sich permanent am Markt mit seinen Bedürfnissen ausrichtet, anwenderfreundlich und problemlösungsorientiert arbeitet.

Folgende konkreten Problemstellungen mußten gelöst werden:
  1. Wie können die Vorteile der neuen Produkte erlebbar gemacht werden, ohne auf Standardma6nahmen eines typischen Messestandes zurückzu greifen?
Software ist "immateriell", nicht sichtbar. Die Funktionsfähigkeit bzw. der Ablauf einer Netzwerksoftware ist rein visuell nicht faßbar. Netzwerksoftware läuft "im Hintergrund", sie ist für den Anwender nicht erkennbar wie das z. B. ein modernes Multimediaprodukt mit anspruchsvollen Grafiken, Bildern und Funktionen wäre. Der Anwender ist sich höchstens der Existenz eines solchen Netzwerkbetriebssystems bewußt, da er mit dessen Hilfe vernetzte Informationstätigkeiten vollbringen kann, nicht aber seines Aufbaus oder seiner Funktionen. Will man sich genauer mit dem Produkt auseinandersetzen, benötigt man Spezialisten, die die technischen Einzelheiten kennen und die Programmierabläufe genau erklären können.
  1. Wie kann trotz der typischen Informationsüberflutung einer gro6en Messe der Konsument für eine bestimmte Produktaussage sensibilisiert werden?
Messebesucher stehen unter Zeitdruck, möchten möglichst viele Messestände und Aussteller aufsuchen, um sich kurz und knapp zu informieren. Die Aussagen einzelner Anbieter gehen dabei meist im Informationswirrwarr Hunderter von Ausstellern unter. Der Eine ist vom Anderen nicht mehr unterscheidbar.
  1. Events müssen einerseits attraktiv sein, um Besucher anzuziehen. Sie müssen aber auch untrennbar mit der Produktaussage verknüpft sein! Wie kann die Produktaussage zugleich mit einem hohen Erinnerungswert ausgestattet werden?
Netzwerksoftware ist ein erklärungsbedürftiges Produkt. Man muß davon ausgehen, daß potentielle Kunden mit Fachkenntnissen spezifische Fragen zu den Innovationen des vorgestellten Produktes haben. Betreibt man aus diesem Grund rein informative Werbung, die sich im wesentlichen darauf beschränkt, Sachinformationen zu vermitteln, muß man vor allem davon ausgehen, daß man es wirklich mit stark involvierten, also interessierten Kunden zu tun hat. Stark involvierte Personen haben bereits vor der Aufnahme der Werbung ein Interesse für bzw. eine Auseinandersetzung mit dem Produkt entwickelt. Zudem hängt das Involvement von den persönlichen Eigenschaften der Person sowie von seiner aktuellen persönlichen Situation ab.

Messebesucher sind aber nicht allesamt stark involviert. Zudem wird sich nur ein Bruchteil speziell für Novell Produkte interessieren und genauere Sachinformationen über Innovationen der Software nachfragen. Aber auch diese Personen haben meist noch andere Anlaufpunkte auf einer Messe, beispielsweise Konkurrenzprodukte oder weitere Neuheiten. Auch bei stark involvierten Personen ergibt sich dann das Problem der Informationsüberlastung. Die Aufmerksamkeit wird geringer, Aufnahmefähigkeit und -willigkeit nimmt ab und damit auch das Involvement. Eine umfangreichere Informationsvermittlung ist nicht mehr möglich.

Und natürlich zu guter Letzt:
  1. Wie kann eine klare Botschaft bei einem - im Verhältnis zum Vorjahr deutlich reduzierten Messebudget eindeutig kommuniziert werden?
Der rasante Wettbewerb im Hard- und Softwaremarkt zwingt jeden Anbieter zu höheren Werbe- und Marketingaufwendungen, mit dem Ergebnis, daß für jede Einzelmaßnahme laufend weniger Mittel zur Verfügung stehen. Immer bombastischere Messestandlösungen stehen im Gegensatz zum eigentlichen Produktnutzen und Interesse des Messebesuchers nach Information. Nicht zuletzt die hohen Nebenkosten für Standpersonal, Hotel, Spesen und der damit zusammenhängende interne Kommunikationsaufwand steigen überproportional an.


3.2. Problemlösung

Der Messebesucher soll, trotz Hektik, trotz Informationsüberlastung, trotz allgemeiner Reizüberflutung auf die Werbebotschaft der Novell-Produkte aufmerksam gemacht werden und sie auch nach der Messe noch dem Unternehmen zuordnen können.

Dem Unternehmensziel entsprechend soll eine möglichst hohe Besucherzahl mit der Werbebotschaft konfrontiert werden, vor allem auch junge PC-User. Das Massenpublikum muß durch eine Mischung aus Sachinformationen und "entertainmentorientierter" (emotionaler) Botschaft angesprochen werden.

Messebesucher, die sich lediglich einen Überblick über allgemeine Neuheiten verschaffen wollen, sind meist gering in das Thema involviert. Um auch diese mit Novell und seinen Produkten zu konfrontieren und mit Erinnerungswert auszustatten, muß zunächst einmal ihre Neugier geweckt werden, d. h. sie müssen entsprechend aktiviert werden. Das Unternehmen muß sich aus dem Einerlei von Präsentationen abheben und Neugierde hervorrufen. Neugierige Personen, die vor einem Messestand stehen, ziehen dann wiederum neue Leute an, woraus sich schnell ein Schneeballeffekt entwickelt.

Das unverkennbare Markenzeichen von Novell ist das rote Firmenlogo. Die Farbe "Rot" dominiert das gesamte Corporate Design, Produktbroschüren, Informationsblätter und Versandkartons. Was symbolisiert ein immaterielles Software- produkt mehr als ein für jeden Käufer sichtbarer und in jedem Geschäft erhältlicher Software-Karton?

Wir entschieden uns, komplett auf einen konventionellen Messestand zu verzichten. Die gesamte Messepräsentation besteht aus nichts anderem als aus einem überdimensionalen, originalgetreuen Novell-Karton. Ein Karton im unternehmenstypischen, auffallenden Rot und mit unergründlichem Inhalt - nämlich mit NICHTS, mit DUNKELHEIT. In dieser Box sollte eine Oase der Ruhe und Entspannung geschaffen werden. Besucher werden von der Hektik und dem Streß des Messebesuches abgelenkt und in eine Erlebniswelt entführt, in der sie für die Novell-Botschaft sensibilisiert werden können.

Unsere Strategie lautete entsprechend:

Erlebbarmachung durch Invisible Environment!

Um die Budgetsituation zu kontrollieren und die Kommunikation auf das wesentliche zu konzentrieren, verzichteten wir bewußt auf alle nicht unbedingt notwendigen Standelemente und auf überflüssiges Personal. Am Stand selber waren daher mit Ausnahme von vier Hostessen und einem technischen Betreuer keine Mitarbeiter von Novell anwesend.

Unsere Umsetzung lautete entsprechend:

Ein konsequenter Self - Service Messestand!


4. Die Umsetzung

Eine Erlebnisinszenierung in Form des Invisible Environment bietet die Möglichkeit, zentrale Informationen in ein emotionales, authentisches Gewand zu kleiden. Emotionen und Informationen werden gebündelt, die Werbebotschaft dadurch leichter kommuniziert. Gering involvierte, schlicht neugierige Besucher können durch die intensiven, emotionalen Eindrücke zu einer kognitiven Verarbeitung der in die Werbebotschaft integrierten Informationen bewegt werden.

Auf einer Grundfläche von 250 qm erlebte der Messebesucher bei seinem Gang durch die Dunkelwelt eine Reise durch die Novell-Welt - sinnlich und informativ zugleich.

Schon im Vorfeld aber mußte auf die Messepräsentation hingewiesen werden, also das Interesse an Novell und seinen Produkten geweckt werden. Folgende Fragen mußten beantwortet werden:
  • Wie werden die Messebesucher und Novell-Kunden eingeladen?
  • Wie wird auf die Messe hingewiesen?
  • Welche Erwartungshaltung wird geweckt?
  • Wie erfolgt die Aufforderung der Besucher auf der Messe selber, zum Novell-Stand zu kommen oder die Erlebniswelt aufzusuchen?
Bereits die Vorankündigung und die Einladung zur Messe mußte außergewöhnlich und auffallend gestaltet sein. Kunden von Novell erhielten daher im Vorfeld auf die Erlebniswelt abgestimmte Einladungen in Form einer Eintrittskarte in die Erlebniswelt. Diese Tickets dienten gleichzeitig als Mittel zur Adressgenerierung.

Auf der Messe selber sorgten rot gekleidete Performer für die weitere Verteilung von Einladungen in die Novell-Erlebniswelt an das Messe(lauf)publikum.


4.1. Unsichtbare Environments

Unsichtbare Environments sind technisch perfekte Rauminszenierungen im Dunkeln. Der abgestimmte Einsatz nonvisueller Signale versetzt den Besucher an einen imaginären Ort. Angesichts einer von optischer Reizüberflutung dominierenden Umwelt findet der Besucher in einer unsichtbaren Umgebung zurück zum eigenen Ich. Die ausgesendeten, nonvisuellen Signale werden schrittweise entschlüsselt. Wichtig ist vor allem das Schaffen eines angenehmen und wohltuenden Aufenthaltes, der oftmals das genaue Gegenteil der Messeumgebung ist.

Mit der Novell-Erlebniswelt verknüpft der Besucher ein unvergeßliches Erlebnis mit dem Namen Novell und seinen Produkten.

Invisible Environments wurden ursprünglich in Zusammenarbeit mit Blindenvereinen entwickelt, um Sehenden die Sinneswelt der Blinden nahezubringen. Solche Installationen erzeugten immer äußerst positive Resonanzen. Sicherheitsprobleme gab es bisher keine.

Das gesamte Innenleben der Box mit Klangerzeugern und Handläufen wurde vor Messebeginn originalgetreu in Köln in einer Halle probegebaut.

In einem dreitägigen Testlauf wurden alle Klangeffekte im Detail überprüft und einjustiert.


4.2. Bauliche Gestaltung

4.2.1. Außengestaltung

Der eigentliche Aufbau der Box vor Ort in der Halle 2 begann drei Wochen vor Messebeginn. In den letzten fünf Tagen vor Messebeginn wurde dann das technische Innenleben der Box installiert und getestet.

Der rote Novell-Karton wurde auf einer Grundfläche von 18 x 10 m und mit einer Außenhöhe von 5,20 m realitätsgetreu und überdimensional nachgebaut (vgl. Abbildungen unten). Als Baumaterial wählten wir eine Holz- und Fachwerkarchitektur. An der Außenseite wurde die Box tapeziert, grundiert und gestrichen. Auf den roten Grundton wurden dann groß die Beschriftungen und Logos appliziert.

Die gesamte Box ist leicht gekippt, so daß der Eindruck entsteht, als sei der Karton aus dem Boden herausgebrochen. Der Deckel ist leicht geöffnet, so daß man von der umlaufenden Balustrade (fast) hineinsehen kann.

Ein- und Ausgang befinden sich auf verschiedenen Seiten, wobei der Ausgang direkt auf dem Novell-Stand in eine weitere Informationszone mündet.

Der Eingang bzw. die Hinführung zum Eingang ist so gestaltet, daß anstehende Besucher von benachbarten Konkurrenzständen ferngehalten werden und sich an der Längsseite der Box aufhalten müssen.

An vier Stellen der Außenwand werden PC-Monitore in die Wand eingelassen. Auf diesen Monitoren laufen Demonstrationen über die Anwendungsmöglichkeiten von Novell-Produkten. Die Monitore sind als Spiegelmonitore verkleidet, so daß der Besucher beim Hineinsehen die Illusion eines unendlich weiten Raumes erhält.

Ebenfalls im Eingangsbereich befindet sich ein Empfangscounter für die Adreßerfassung. Zudem besteht für die Besucher die Möglichkeit, Taschen und Koffer abzustellen. Hostessen geben kurze Verhaltensanweisungen für den Gang durch die Box.



Außenansicht der überdimensionalen Novell-Box
(Quelle: Novell / Living Doll Factory)


4.2.2. Innenraum

Die Box war in ihrem Innern vollkommen dunkel; Wand und Decke wurden mit schallschluckendem, schwarzem Molton verkleidet. Alle Materialien im Innern mußten aus feuerpolizeilichen Gründen unbrennbar oder schwer entflammbar sein. Automatische Feuermelder wurden mit der Sprinkleranlage und der Notausgangsbeleuchtung zusammengeschaltet, so daß im Fall eines Innenraumbrandes automatisch die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet wurden. Ein funkgesteuertes Notbeleuchtungssystem konnte zudem durch das Betreuungspersonal von jedem Ort aus aktiviert werden. Ein mit einem Nachtsichtgerät ausgestatteter Betreuer hielt sich dazu während des gesamten Tages zur Kontrolle und zur technischen Überprüfung in der Box auf.

Am Eingang zur Box wurden versetzte Stellwände als Lichtschleuse angebracht, die verhindern, daß Licht von der Messehalle ins Innere fällt.

Im Innern der Box wurde auf überflüssige Ecken und Kurven verzichtet: Der Weg führte im Stil eines geschwungenen Erlebnistunnels durch die Dunkelheit. Der Tunnel unterteilte sich in drei inhaltliche Sektionen. Dabei verlief die Besucherführung entgegen des Uhrzeigersinns.


Innerer Aufbau der Novell-Box
(Quelle: Novell / Living Doll Factory)


Händläufe an beiden Seiten des Ganges führten den Besucher sicher zum Ziel. Durch diesen doppelten Handlauf rechts und links des Ganges wurde gewährleistet, daß die Besucher in zwei Reihen die Box durchschreiten können.

Zur sicheren Durchleitung der Besucher durch die Novell-Erlebniswelt wurde weiterhin der Boden der Box auf der gesamten Grundfläche um ca. 50 cm erhöht. In diesen Boden wurden ca. 100 kleine, von unten beleuchtbare Plexiglasschilder mit dem Schriftzug Novell eingelassen. Ebenso wurden am Ende des Erlebnistunnels direkt vor dem Ausgang 20 Monitore in den Fußboden eingelassen. Die Messebesucher konnten auf einer Plexiglasscheibe über diese Monitore hinweggehen.

In der gesamten Novell-Box wurden 32 Lautsprecherboxen installiert, die im 8- Kanal- Ton von 18 verschiedenen Zuspielern angesteuert wurden. Das Klangprogramm wurde durchgehend als Endlosband ausgesendet. Besucher können also beliebig ein- und austreten und sind so nicht an bestimmte Vorstellungszeiten gebunden. Beim Herannahen des Besuchers an die Schallquellen wurden die Klänge, ausgelöst durch interaktive Trittmatten und Infrarotsensoren, automatisch lauter. Weitere Effekte wie Windmaschinen, Wasserbecken, Duftsprayautomaten und Heizlüfter vervollständigten das multisensuale Szenario.


4.3. Die Reise durch die Erlebniswelt

Auf der Erlebnisreise werden auf ungewöhnliche Weise die Anwendungsgebiete von Novell-Produkten geschildert.

Der Besucher erlebt Sinneswahrnehmungen, die die Vorteile der Novel-Software assoziativ und auf humorvolle Weise kommunizieren. Der Besucher erfährt in drei verschiedenen Bereichen der Box, wie der Alltag sowohl ohne als auch mit Novell-Produkten aussieht. Es werden Situationen geschildert, in denen Novell die Arbeit erleichtert.

Am Eingangscounter müssen die Besucher als Eintrittskarte ihre Visitenkarte oder ihre Adresse abgeben. Zwei Hostessen weisen den Weg durch die Lichtschleuse.

Ein durchlaufender Handlauf ragt aus der Lichtschleuse heraus. An ihm beginnen die Besucher ihre Reise durch die Box, bis sie schließlich am Ende des Handlaufs wieder ins Helle treten.

Neben dem Eingang wurde eine Tafel mit folgendem Text in deutscher und englischer Sprache angebracht:


Willkommen bei Novell!
Wir freuen uns, daß Sie die Novell-Erlebniswelt besuchen.
Im Innern erwartet Sie eine absolut dunkle Erlebniswelt.
Der Handlauf führt Sie sicher durch den unsichtbaren Parcours.
Nehmen Sie sich Zeit und erleben Sie eine Reise
durch die Welt der Netzwerksoftware.

Wenn Sie sich unsicher fühlen,
werden Sie langsamer oder bleiben Sie stehen.
Novell wünscht Ihnen einen angenehmen Aufenthalt!



Sektion I: Das Chaos

Der Messebesucher fühlt, hört und tastet sich zunächst durch die Szenerie einer akustischen, hektischen Bürowelt, einem Audio Cartoon, in dem eindrucksvoll und mit Humor geschildert wird, wie hektisch die Büroarbeit sein kann, wenn die falsche Software im Einsatz ist. Die eingespielten Klänge sind laut und durchdringend, kommen von allen Seiten und vermitteln den Einruck mitten in einem riesigen, akustischen Comic zu sein.

Im Hintergrund klingeln Telefone, Sekretärinnen nehmen Gespräche an, ein Aktenvernichter surrt, Druckergeräusche sind zu hören. Schritte von Menschen sind zu vernehmen, die durch Gänge laufen und Unterlagen suchen. Türen knallen, Aktenschränke werden aufgerissen.

Direkt am Ohr des Besuchers ist der verzweifelte Aufschrei einer Sekretärin zu hören, deren Computer abgestürzt ist. Aus ihrem Telefonhörer spricht ein entnervter Kunde: "... so etwas Verrücktes, warum arbeiten Sie nicht mit Novell Netware, ist einfach, ausgereift und sicher! Dann passiert Ihnen das nicht mehr... ".

Weitere kurze Dialoge zum Thema (Büro-) Organisation sensibilisieren die Besucher für das Thema der Vernetzung.

Beispiel-Dialog: Sektion I (12 sec.):

A: Verdammt, warum wurde ich nicht informiert?
B: Ich habe letzte Woche ein Memo geschickt.
A: Nein, das haben Sie nicht geschickt.
B: Doch, das muß in Ihren Akten sein.
A: Ist es aber nicht, weil Sie nichts geschickt haben.
B: Doch das hab' ich.
A: Nein, das haben Sie nicht
B: Vielleicht ist es in dem Durcheinander auf Ihrem Schreibtisch...
A: Durcheinander sind Sie, junger Mann...

Zeit ins Netz zu gehen - Novell!



Unterstützt wird das Klangerlebnis durch Utensilien auf einer hinter dem Handlauf angebrachten Greifbühne. Auf dieser Greifbühne befinden sind Aktenordner und Stapel von Disketten. Hier können jedem bekannte Alltagsgegenstände im Dunkeln ertastet und erraten werden.

Zusätzlich dürfen die Besucher die Disketten als Give Away mit aus der Dunkelwelt herausnehmen. Die Besucher halten sich 2-3 Minuten in dieser Sektion auf.


Sektion II: Die Ruhe

Nachdem die Messebesucher der chaotischen Bürowelt entronnen sind, gelangen sie entlang des Handlaufs automatisch in die nächste Sektion. Hier ist es sehr ruhig, angenehm und entspannend. Durch eine Klangschleuse wird dieser Raum von der Chaoswelt vorher akustisch abgeschottet. Der Raum ist etwas größer als der vorige.

Den Messebesuchern wird die Illusion vermittelt, einen Spaziergang durch die Natur und durch einen Wald zu machen. Dementsprechend ändert sich auch der Handlauf. Die Besucher ertasten trockenes Laub, Moose und Äste. Unterschiedliche Effekte und Geräusche wechseln sich ab. So erklingt ein sanftes Windgeräusch, der Wind streicht mild durch das Blattwerk eines Waldes, während dem Besucher gleichzeitig ein angenehm kühler Wind seitlich ins Gesicht geblasen wird. Der Geruch von Fichtennadeln liegt in der Luft.

Der Boden ist in diesem Abschnitt weich und mit Laub bedeckt. Weitere sehr beruhigende Klänge sind zu hören: plätschernde Regentropfen, die auf die Blätter im Wald fallen. Im Hintergrund gurgelt ein kleiner Gebirgsbach. An einem Busch summt ein Bienchen.

Der Bodenbelag ist zuerst mooshaft und weich und mit knackenden Ästen belegt. Dort wo das Rauschen eines Gebirgsbaches erklingt, geht der Moosboden in Kies über. Am Ende dieser Zone sind die Besucher sehr ruhig und entspannt. Vor ihrem inneren Auge "sehen" sie eine wirkliche Naturlandschaft vor sich. Die Hektik draußen liegt weit weg von ihnen und ist fast vergessen. Die Besucher halten sich 3-4 Minuten in dem Naturraum auf.


Sektion III: Arbeiten mit Novell

Übergangslos betritt der Besucher Sektion III. Auch hier ist die Atmosphäre sehr angenehm und freundlich. Sanftblaues Monitorlicht sowie die Bodenschriftzüge erleuchten dezent den Raum. Eine angenehme Frauenstirnme erklingt: Willkommen bei Novell!

Hier in Sektion III erlebt der Besucher einen Arbeitstag in einem Büro, in dem Novell NetWare eingesetzt wird. Die Kommunikation erfolgt ruhig und entspannt, ohne Hektik und ohne Streß. Der Besucher erlebt unwillkürlich, daß mit Hilfe von Novell NetWare der Arbeitsalltag humaner, einfacher und sehr viel angenehmer ist.

Der Boden ist weich und angenehm und geht in einer sanften Schräge nach unten, so daß das Gehen einfacher wird. Das Geräusch des sprudelnden Gebirgsbaches verwandelt sich langsam in ruhige, environmentale Klänge. In diesem Klanghintergrund sind sympathische und anmutige Frauenstimmen zu hören, die sich in kurzen Statements über die Vorteile der Novell-Produkte unterhalten. In der Klangcollage tauchen im Off-Ton von Zeit zu Zeit die Namen der Software- Applikationen auf: "Novell Dos 7, Novell Unixware...".

Das unbewußte Fazit eines jeden Besuchers ist: NetWorking mit Novell läuft ähnlich entspannend ab wie das Fließen eines Baches. So wie das Wasser keine Hindernisse kennt und sich immer seinen Weg sucht, kann es mit Netzwerksoftware von Novell keine Probleme mehr geben. Novell heißt schnelle und effiziente Informationsübermittlung, ohne Probleme und Hindernisse. Alle Informationen können jederzeit von jeder Stelle aus abgerufen werden.

Der Gebirgsbach führt die Messebesucher wieder zur Ausgangslichtschleuse. Hier erhalten Sie von einer Hosteß einen weiteren Informationsflyer und eine Demonstrationskassette.


4.4. Begleitende Maßnahmen

Vor der Novell-Erlebniswelt agieren während des gesamten Tages vier Performer, gekleidet als Businessmen in roter Farbe: rote Aktenkoffer, rote Hüte, rote Handschuhe, rote Kleidung sowie rot geschminkte Gesichter. Rot als determinante Farbe von Novell und damit sehr auffallend. Die Performer verweisen auf den Inhalt der Erlebniswelt.

Aus dem Aktenkoffer ertönen Geräusche einer Bürowelt. Dazu erklingt auch hier eine angenehme Frauenstimme, die die wesentlichen Vorteile der Novell-Software zusammenfaßt. Beim Auftauchen der Stimmen verharren die Performer statisch.


5. Ergebnisse

Der Event war ein voller Erfolg. Über 90.000 Besucher erlebten an neun Messetagen Novell und seine Produkte. Bereits vor dem morgendlichen offiziellen Messebeginn sammelten sich lange Reihen anderer Aussteller vor der Box an.

Die hohe Aufmerksamkeit, die Novell während der gesamten Cebit erhielt durchgehend lange Menschenschlangen vor dem Eingang in die Erlebniswelt und der visuell sehr starke Auftritt führten zu einer hohen Medienpräsenz in Fachmedien, Publikumsmedien und TV. Es kam zu ca. 450 Veröffentlichungen.

Im Anschluß an die Reise durch die Erlebniswelt befragte Personen waren begeistert von der außergewöhnlichen Inszenierung. Vor allem konnte festgestellt werden, daß die Produkte mit einem hohen Wiedererkennungswert besetzt wurden. Die meisten Befragten konnten später die Produkte dem Unternehmen Novell zuordnen.

Der Event hat das Novell-Image verstärkt und ausgebaut. Durch die außergewöhnlich junge, dynamische Produktpräsentation unterschied sich Novell deutlich von den Darstellungsformen der Mitbewerber. Die Idee der Novell-Box wurde daher mitsamt ihres Innenlebens in der Folge auf weiteren Fachmessen erfolgreich eingesetzt.