Auszug aus: "Märkte im Dialog - Die Messen der dritten Generation"
von: Martin Klein, Unternehmensberater und Partner von Living Doll Factory,
Leipziger Messeverlag 1997
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Bruchteil der Aussteller mit ihrem Kommunikationsmix in Übereinstimmung bringen kann. Es müssen viele derartige Events gesetzt werden. Es reicht auch nicht aus, zum Ausstellerabend eine Mexikanische Nacht zu veranstalten, weil das das Einfachste ist und die Garderoben gerade im Fundus der örtlichen Oper verfügbar sind. Ein mexikanischer Abend paßt nämlich weder nach Berlin, München, noch Leipzig. Er paßt in die Beliebigkeit, und Beliebigkeit ist der Tod jeder Alleinstellungsstrategie. Alleinstellung ist aber in der örtlichen Kulturlandschaft zu finden; und daher liegt es im eigenen interesse einer jeden Messegesellschaft, Player und auch Sponsor des kulturellen Lebens der Messeregion zu sein. Die Messegesellschaft darf ihre Veranstaltungen also nicht mehr als Inseln verstehen, die sich ohne Einflußnahme um die Welt um sie herum entwickeln. Sondern sie muß daran gehen, diese Welt zu entwickeln, und mit ihr auch die Messen. Es entstehen Mehrwegbahnen des Added Value auf allen Seiten des Kulturgeschehens.
Was stets einen Kraftakt bedeutet. Wer zum Beispiel die herausragende Rolle des Gewandhauses in der kulturellen Attraktivität der Messestadt Leipzig kennt, der muß zum Beispiel zu dem Schluß kommen, daß beim nächsten Umbau auch daran gedacht wird, den Gästen aus dem Kreis der Aussteller und Messebesucher eine gewisse Exklusivität zu ermöglichen. Durch spezielle Balkone oder Logen, auch Lounges und Parkmöglichkeiten vielleicht. Die Messe muß aber auch den Freiraum haben, messespezifische Module in das Kulturleben der Stadt einzubringen - »Pavarotti meets Friends« etwa zum Anlaß bedeutender Veranstaltungen. Zu denen selbstverständlich auch die Bewohner der Region Zutritt haben; die aber in ihrem Ablauf so gestaltet sind, daß ein wirklich großes gesellschaftliches, messespezifisches Ereignis mit allen dialogonentierten Kommunikationsmöglichkeiten daraus wird. Es müssen Veranstaltungen entstehen, die einzigartig sind und die allein die Leipziger Messe auszurichten in der Lage ist. Es stellt aber auch hohe Anforderungen an das Management, den Ausstellern und Besuchern diese Ereignisse als Plattform begreifbar und nutzbar zu machen. Aber auch mit diesem Anspruch bewegt sich die Messe immer noch am Rande des eigentlichen Szenarios. Denn sie ist immer noch der erratische, architektonische Block mit dem stets gleichen Aussehen bei jeder Veranstaltung. Was wäre, wenn sich das plötzlich ändern würde? Was wäre, wenn die Messemanager plötzlich dazu übergingen, diejenigen, die mit neuen Ideen und hohen technischen, gestalterischen und dramaturgischen Ansprüchen an sie herantreten - daß sie
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